Diesen Siemens Schulrundfunk- empfänger konnte ich für 25€ auf dem Flohmarkt mitnehmen.
Die Geräte wurden gebaut um in Klassenräumen das auf einer bestimmten Frequenz ausgestrahlte Schuldrundfunk-Programm hören zu können. Deshalb ist die Rückseite des Geräts mit Lautsprechern bestückt. Der 6S Ela 5609 besitzt zudem einen 100V Ela Ausgang, sodass man das Gerät auch an vorhandene Lautsprechernezte anschließen könnte und die Programme übertragen konnte. Weiterhin gibt es einen NF Eingang, sowie einen Ausgang zur Aufnahme des Rundfunkprogramms über Tonbandgeräte. Das Radio hat ebenso eine Taste für einen Ortssender. Diese Taste lässt sich im innern des Radios auf einen bestimmten Mittelwellen Radiosender fest einstellen, den man dann über diese Taste "abrufen" kann.
Das Gerät ist auch in seinem inneren Aufbau sehr interessant. Da es ja aufgrund der fehlenden Rückwand durch die dort eingebauten Lautsprecher (1*Bass, 1*Hochtöner) keinen "normalen" Zugang zum Chassis über die abnehmbare Rückwand gibt, hat sich Siemens etwas raffiniertes einfallen lassen. Man kann das Chassis nach unten aufklappen. So etwas habe ich noch nie gesehen.
Wie immer bei der Restauration eines Röhrenradios habe ich angefangen das Radio zu säubern. Es war nur leicht verschmutzt und hatte keine Rostellen o.ä.
Das Chassis hier zu sehen im Fundzustand. Viele Spinnenweben und (natürlich) Papierkondensatoren. Die Ferritantenne hat wohl der Vorbesitzer auf dem Gewissen. Sie ist zerbrochen, weil jmd. den Hinweis auf der Unterseite "Achtung! Vor dem Aufklappen des Gehäusebodens Drehknopf der Richtantenne im Uhrzeigersinn bis zum Anschlag drehen" einfach missachtet hat. Das ließ sich aber mit Heißkleber glücklicherweise schnell lösen. Ebenso habe ich auch den Dipol wieder an die Gehäuseobereite angeklebt. Dieser war ebenfalls abgerissen. Nach der Reinigung erfolgte der erste Test über die Vorschaltlampe. Beim Test über diese war noch alles normal, beim Anschluss direkt ans Stomnetz flog aber der RCD. Warum? Nun ja, der Fehler war schnell gefunden. Es waren zwei auf Chassismasse gelötete 5nF Enstörkondensatoren, die einen Fehlerstrom üner das Chassis fließen ließen. Glücklicherweise war das Chassis über den Heißgerätestecker geerdet, normale Radios sind dies nicht. Auf dem letzten Bild sieht man auch sehr gut die beiden Einstellhebel für den festeinstellbaren Mittelwellensender.
Was als erstes auffiel waren zwei große gebräunte Widerstände. Es handelte sich um die beiden 2,5kOhm Widerstände der Siebung. Beim genaueren hinsehen fiel auch der 1Kohm Widerstand für die Andodenspannung der EF89 als leicht gebräunt auf. Diese wurdne durch originale Siemens Ersatzteile ersetzt, die ich freundlicherweise von einem Mitglied des Forums bekommen habe. Nun ging es den Papierkondensatoren an den Kragen. Aber nicht nur die, sondern auch die Elkos. Wie sich später herrausstellte lagen die Siebelkos (2*50µf und 1*33µf) mit ihren Kapazitätswerten ziemlich daneben (50µf-Becher: 230µF und 73µF). Der 32µf wurde zudem auch noch warm. Also wurden diese getauscht gegen axiale Elkos, die ich auf der Unterseite des Chassis befestigt habe. Zuerst aber wurden die beiden 5nF Kondensatoren gegen moderne Kondensatoren der Schutzklasse Y2 ersetzt. Auf den Nachher-Bildern ist noch der 0,25µF neben dem Laustärkeregler nicht ersetzt, ich hatte den falschen bestellt. Mittlerweile ist auch er getauscht.
Der alte Skalenhintergrund aus Papier war leider aufgrund der jahrzehntelangen Spannung auf die Ösen eingerissen. Zuerst wollte ich Pergamentpapier besorgen, und Ösen ins Papier stanzen. Ich habe mich dann für die Kostengünstigerere und einfacherere Variante entschieden. Ich habe ein weißes DIN A4 Blatt (normales Kopierpapier) auf die Maße der Skalenscheibe zugeschnitten und einlaminiert. Mit einem Locher habe ich die 4 Löcher zum befestigen des Hintergrunds ins Papier gestanzt. Die Ausleuchtung der Skalenscheibe ist super und es sieht fast genauso aus wie im Original.
...aber warum nur eigentlich? Nun ja, ich Idiot habe den Drehko für MW,LW und KW übel zugerichtet, weil ich das Kabel fürs Gehäuse Dipol blöderweise am Drehko vorbei gezogen hatte. Das Kabel verfing sich im Drehko und beim abstimmen hat sich die letzte Platte des Drehkos verzogen. Ich habe das so gut es eben ging gerichtet, aber optimal ist das auch nicht. Aber es funktioniert erstmal.
Mit Sicherhheit gibt es noch Sachen an dem Radio zu tun, aber es ist jetzt technisch erstmal fit und optisch auch wohnzimmertauglich. Die Knöpfe und Tasten wurde wie immer mit Bref gereinigt. Der Lautsprecherstoff auf der Vorderseite hat leider eine Fehlstelle. Ebenso sind tiefe Macken im Furnier auf der Vorderseite. Auch der Schlüssel zum abschließen des Radios fehlt leider. Aber alles nichts weltbewegendes. Das Radio läuft noch mit dem Originalröhrensatz, auch die EM80 ist original. Eine so helle habe ich allerdings noch nie gesehen. Der Klang des Radios ist überwältigend. Auch große Laustärken sind für das Radio kein Problem. Es ist erstaunlich, was aus den beiden Lautsprechern herauskommt. Auf den Bildern fehlen die Knöpfe für Höhen und Bässe, ich hatte zum Zeitpunkt des Fotos die Haltebleche verlegt.